SG Wählitz e.V.
Chronik - Unsere Geschichte des Kegelsports

Chronik


Wenn nach rund 80 Jahren in unserem Ort Wählitz eine Chronik über Sportgeschichte geschrieben werden soll, sind doch die Zeitzeugen derer, die noch etwas von der früheren sportlichen Vergangenheit wissen, sehr rar geworden. Lückenhaft lassen sich nur alle Zusammenhänge der Gründerjahre wie ein Puzzle zusammentragen.
Auch die der folgenden Jahre, was die einzelnen Sektionen betrifft, ist nicht hundertprozentig nachzuvollziehen. Man kann daher nur noch aus den wenig Vorhandenen schöpfen und vermuten wie sich die Zusammenhänge dargestellt haben. Angefangen hat höchstwahrscheinlich alles mit dem Fußball. Vorliegende Bilder und handschriftliche Aufzeichnungen von Alfred Schmidt aus Wählitz, lassen offensichtlich den Gründer unserer Sportgemeinschaft vermuten. Das Mannschaftsbild aus dem Jahre 1920mit den Spielernamen soll dies beweisen.
Bescheidene Anfänge des Fußballspiels befanden sich auf der Wiese an den beiden ehemaligen Klärteichen zwischen der Weißenfelser Straße und der Wiesenstraße. Ohne Netze und richtige Torpfosten musste gespielt werden. Vielleicht wurden vor den Spielen noch die Kuhfladen von Iden Kühen der ehemaligen Rittergutsbesitzer weggeräumt. Das trübte aber die Sportfreude der Wählitzer nicht.
Zu Auswärtsspielen stand nicht einmal ein Fahrrad zur Verfügung. Auf Schusters Rappen ging's in die Nachbarortschaften. Zweiter Spielplatz, Jahre später, war die Verlegung auf den heutigen alten Sportplatz, dies war ehemaliges Rittergutfeld. Hier steht jetzt unsere neue Kegelbahn. Bis 1948 wurden dort alle Fußballspiele ausgetragen.


Unter Arbeiter-Sport-Club Wählitz hatte man dann auch den ersten Vereinsnamen gefunden. Damit spielte der SC Wählitz bis in die Mitte der zwanziger Jahre. 1927 gab es wieder einen Wechsel des Vereinsnamens, mit dem man sich bis 1945 FC "Vorwärts" Wählitz nannte. Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges konnte dann der Spielbetrieb Fußball nicht mehr aufrechterhalten werden. Spieler aus der Mannschaft wurden zum Kriegsdienst eingezogen.Einige von Ihnen kehrten auch nicht wieder in die Heimat zurück.
Das gesamte Sportgeschehen stagnierte. So auch der in den zwanziger Jahren gegründete Radfahrerverein, der sich ebenfalls bis in die Kriegsjahre halten konnte.
Nur spärliche Informationen und einige Bilder über diese Sportart sind noch geblieben. Ein Neuanfang des gesamten Sportbetriebes wurde ab 1945 gemacht. Sportler und sportinteressierte Männer wie Werner Meisel, Paul Rauschenbach, Herbert Wiegand, Kurt Schlauf, Heinz Höber, Fritz Waldenburger und Anton Siegert, engagierten sich. Der Motor und Initiator zum allseitigen sportlichen Aufhau war Werner Meisel.
Ihm ist es zu danken, dass der gesamte Sport in Wählitz wieder einen Anfang fand. Sektionen wie Fußball, Radball,Turnen, Tischtennis, Kegeln und Handball wurden gegründet. Man muss sagen, dass ein reger Zulauf von sportbegeisterten Menschen in allen Sektionen zu verzeichnen war. Bis ca. 100 Sportlerinnen und Sportler waren zeitweise in unserer damaligen Sportgemeinschaft aktiv. Der Fußball rollte nach 1945 wieder auf dem alten Platz an der Wiesenstraße. Bis 1948 trug man alle Punkt-, Pokal- sowie Freundschaftsspiele unter vielen fußballbegeisterten Wählitzern aus.


Der denkwürdige und lieb gewonnene Fußballplatz, der Geschichten erzählen könnte, wurde für sämtlichen Spielbetrieb vom damaligen Kreissportverband verboten. Das Spielfeld entsprach nicht der geforderten Größenordnung. Man musste eine schnelle und kurzfristige Lösung finden, um weiter Fußball spielen zu können, und man fand sie auch. Der seit Jahren nicht mehr genutzte Platz in Webau, war für die Zeit von 1949 bis 1952 Spielort.
Mit der Gründung der SAG Betriebe nach 1945 (Sowjetische Aktiengesellschaft) hatte das Paraffinwerk einen russischen Generaldirektor, der auch die "Vormundschaft" über die Sportverhältnisse in Wählitz hatte. Da ein Ausbau des Webauer Platzes für den russischen General außer Frage stand, befürwortete er den Neubau eines Fußballplatzes direkt am Werkseingang Köpsen, wo ja heute noch Fußball gespielt wird. 1952 war Einweihung mit dem ersten Spiel Wählitz gegen Fortschritt Weißenfels das 4 : 2 für Weißenfels endete.
Sogleich war dies auch die Geburtsstunde der BSG Chemie Wählitz. Von diesem Zeitpunkt an war von der ehemaligen wählitzer Zuschauerbegeisterung nicht mehr viel zu spüren. Für die Leute war das alles zu umständlich und der Weg zu weit dorthin zu gelangen! Sehr wechselhaft, wahrscheinlich auch dadurch bedingt, waren die sportlichen Erfolge. Über Jahrzehnte hatte der Fußball viele Höhen und Tiefen zu überstehen.
Mehr als der heutige Stand unseres Fußballes- erste Kreisklasse, war auch in den vergangenen Jahrzehnten nicht zu sehen. 1948 gingen unsere Betriebe, die in sowjetischer Regie lagen, in sozialistisches Eigentum über und erhielten eigenständige Leiter. So wurde auch im Paraffinwerk ein neuer Leiter, Herr Dr. Heberling, eingesetzt. Von nun an sollte auch der Kegelsport wieder betrieben werden. Eine Kegelbahn zu dieser Zeit zu besitzen war utopisch. Der "Sponsor", Paraffinwerk, war da der willkommene Geldgeber und hatte einen verständnisvollen Werkdirektor. Interessierte für den Kegelsport standen ja schon lange in Wartestellung. Nur das Problem "Kegelbahn" musste schnell gelöst werden.


Da stand sie ja noch als Ruine, der zerfallene Lehmbau aus dem 18. Jahrhundert stammend, nur teils abgerissen und wieder aufgebaut musste sie werden. Herr Wemer Meisel war der Initiator, der es fertig brachte in kurzer Zeit mit Hilfe des Werkes und vieler aktiver Sportler das kaputte Objekt als Sportstätte wieder nutzen zu können. Dem Teilabriss folgte, und das scheibchenweise, der Wiederaufbau.
Eine in Webau nicht mehr genutzte Holzbaracke, noch aus Kriegszeiten, stand bald in Wählitz auf dem Fundament ihres Bestimmungsortes, der Kegelbahn. Das Schlimmste sollte noch kommen, die zum Kegeln benötigte Asphaltbahn! Da war guter Rat teuer, aber auch hier gab es eine Lösung. Man höre und staune irgendwoher beschaffte man Straßen¬asphalt, der auf geschmolzen und in die vorhergesehene Bahn gegossen wurde.
Fertig damit und optisch für gut befunden, aber viel besser als die Teerstraße selbst, war sie nicht! Trotzdem waren alle froh und glücklich, denn nun endlich rollte die Kugel. Einweihung der "neuen" alten Bahnanlage war 1948 und der Werkdirektor schob die erste Kugel. Nach mehreren Jahren Einbahnkegeln (bis 1954) bekam die BSG Chemie Wählitz mit ausschließlicher Hilfe des Paraffinwerkes eine zweite Bahnanlage. Ein maßgeblicher Umbau des Gebäudes wurde notwendig.
Zwar nicht mit moderner Hightech wie heute, aber immerhin. Manuelles Aufstellen der Kegel war immer erste Wahl. Sportlicher Eifer und Training, sowie gute Leitertätigkeit zu dieser Zeit sollte 1957/58 zum Kreismeister der ersten Mannschaft führen. Von 1958 bis 1960 kegelte diese Mannschaft sogar in der Bezirksklasse. Da aber im Nachwuchsbereich keine Talente in Sicht waren folgte wieder der Abstieg. Trotzdem blieb der Kegelsport im Männerbereich immer die Nr. 1. - Verdienste in Leitertätigkeit und Sport erwarben sich Otto Löther, Walter Müller, Egon Flöckner, Oswald Arsand, Walter Nehring, Emil Fischer und Fritz Götze -. Ähnliches kann auch von Frauenkegeln berichtet werden.
Mitte der runfziger und Anfang der sechziger Jahre sollte für das Frauenteam die beste und erfolgreichste Zeit werden. Ihre konstanten und guten Trainingsergebnisse waren im Kreis und darüber hinaus als sehr gut einzustufen. 1959 hatte die Mannschaft Ihren absoluten Höhepunkt. Sie qualifizierte sich zum Landesausscheid nach Halle und wurde dort verdient "Mitteldeutscher Landesmeister".


Auf diesen Erfolg der Wählitzer Frauen konnten alle sehr stolz sein. 1979 kam letztmalig ein größerer finanzieller Zuschuss des Paraffinwerkes, indem eine automatische Aufstellautomatik installiert wurde, die sich anfangs aber sehr störanfällig zeigte. - Trotzdem, es war Gerhard Jordan, selbst Kegler der 1. Mannschaft, leider nicht mehr unter uns und viel zu früh verstorben, verstand es die neue Anlage immer wieder zu reparieren -. Damit erhoffte man sich ein größeres Interesse am Kegeln und gleichzeitig qualitativ höherklassigen Sport.
Die Folgezeit sah aber anders aus. Bis ca. 1982 war leistungsmäßig und in der Mitgliederzahl ein absoluter Tiefpunkt erreicht. Man vermochte nicht ganz zu ergründen worin die Ursachen lagen. Ganz lapidar gesagt mit einer Männermannschaft, die noch im Wettspielbetrieb stand und einer Jugendmannschaft war da nicht viel Staat zu machen. Sicherlich war auch der gesamte Zustand der Sportanlage für die Misere verantwortlich. Die Bausubstanz und immer neue Mängel an der Bahn ließen doch nun im Laufe der Jahre zu wünschen übrig.
Der Asphalt bekam Risse u.s.w. Im Abnahmeprotokoll für Kegelsportanlagen nachzulesen. Auch die Ofenheizung war nicht das Modernste, fließend Wasser und WC waren gar nicht vorhanden. Nur mit Ausnahmegenehmigung und bis Kreisliganiveau wurde die Genehmigung vom DKB erteilt, Kegelwettkämpfe zu bestreiten. Jürgen Werber, Vorsitzender der SG und selbst Spieler der ersten Mannschaft, startete 1989/90 den letzten Versuch die Bahnanlage durch bauliche Veränderungen doch noch einmal in einen Zustand zu bringen, der fast allen Ansprüchen gerecht werden sollte. In Eigeninitiative und mit wenig Mitteln, sah auch er bald ein, dass dies alles für höherklassiges Kegeln nicht ausreichen würde.


Anfang 1970 3 Männermannschaften 1 Frauenmannschaft 1 Jugendmannschaft, die Bezirksklasse bis Ende 1970 kegelte 1978/79 2 Männermannschaften Ende 1982 eine 2. Männermannschaft Mitte 1980 bis Ende 1980 eine Jugendmannschaft, die Kreismeister wurde Ende 1980 eine dritte und vierte Männermannsch. u. eine Trainigsgr. Frauen 1989/1990/1991 eine Männermannschaft, die 3 x Kreismeister wurde 1992 Aufstieg in die Landesliga. Durch Spielerzugänge 1983 von Web au und der damaligen Gebäudewirtschaft Hohenmölsen, konnten dann wieder mehre Mannschaften gebildet werden, die am Wettspielbetrieb teilnahmen.
Ein potentieller Aufschwung war damit nicht zu übersehen. 1989/1990 u. 1991 wurde die erste Mannschaft Kreismeister des Kreises Hohenmölsen und schaffte 1992 den Aufstieg in die Landesliga. Nach diesem Aufstieg war die alte Bahnanlage für Wettkampfbedingungen vom Landesverband nicht mehr zugelassen. Ab sofort musste eine Ausweichmöglichkeit einer Vierbahnenanlage gesucht werden.
Das hieß für alle Spieler der ersten Mannschaft jedes Heimspiel auf dieser auswärtigen, fremden Bahnanlage auszutragen. Erste Verhandlungen dazu führte Jürgen Weber mit unserem Bürgermeister, Günter Bernd, und der damaligen Bürgermeisterin von Granschütz, dort eine Übergangsmöglichkeit zu finden.
Leider zeigte sich Granschütz Wählitz gegenüber nicht sehr kooperativ. Man fand in Hohenmölsen einen verständnisvolleren Partner. Nun stand eine neue Dimension zur Debatte, die alte Bahn zu erweitern oder eine neue Kegelbahn zu bauen. Da ein Neubau auf jeden Fall kostengünstiger würde als eine Erweiterung, entschloss sich der Gemeinderat zu letzteren. Mit Fördermitteln des Landes, und der Gemeinde als neuer Rechtsträger, wurde der erste symbolische Spatenstich von dem Bürgermeister Günter Bernd und den Vereinsvorsitzenden Jürgen Weber 1994 getan. 1996 stand die erste Landesliga Männermannschaft von Wählitz in ihren neuen Non-plus-ultra Millionenobjekt der Kegelbahn!!!
Zur Zeit befinden sich 5 Männer-, 2 Jugend- und 2 Frauen- mannschaft im Wettspielbetrieb und als Freizeitkegler eine gemischte Seniorenmannschaft. Und last, but not least, die Kultur in unserer Sportgeschichte ist allemal erwähnenswert. Kultur und Sport war immer eng in unserer Vergangenheit Verbunden. Jegliche Art von Veranstaltungen wie Pfingstbier mit Eierbetteln, Tanz und die so genannten Kippenfeste mit Sportveranstaltungen fanden bei den Einwohnern von Wählitz und Umgebung große Resonanz. Einige Bilder sind noch ein Beweis aus diesen Zeiten. Viel zu selten und zu wenig wird noch Gebrauch von diesen alten Traditionen gemacht.



Vielen Dank geht an dieser Stelle den genannten Personen, die Bilder und Informationen zur Verfügung stellten:


Fred Schnabel - Wählitz, Georg Jordan - Wählitz, Klaus Bernsdorf - Kreischau, Sanni Kirsten - Hohenmölsen, Jürgen Weber - Wählitz, Hartwig Dreyhaupt - Wählitz, Helga Böhme - Wählitz, Kurt Ernert - Naumburg, Günter Bernd - Webau, Willi Gabisch - Taucha, Martha Staedler - Wählitz Arno Jericke - Wählitz, Walter Müller - Wählitz, Egon Flöckner - Webau, Dietmar Jordan - Hohenmölsen, Rolf Röder - Hohenmölsen